Illusionisten*innen der Kommunikation

"Das eine große Problem der Kommunikation ist die Illusion, sie habe stattgefunden." - Shaw

Ich sah dieses Zitat auf der Facebook-Seite eines Freundes und musste lachen. Danke Tad.

Ich grüble gerade über die Einsicht, dass viele Impro-Klassen schlechte Angewohnheiten entwickeln. Der Prozess des Impro-Lernens wurde zu sehr vereinfacht. Er wurde in kleine Schnipsel von Fastfood-Weisheiten verwandelt, die auch genau diesen Nährwert haben.

Es gibt viele verschiedene Ansätze, Philosophien und Programme zum Unterricht von Impro. In allen habe ich die eine Sache gefunden: Wenn die Wichtigkeit des Akzeptierens, Angebot, Figur, Situation, Wahrheit, Szene, Spiel, oder was auch immer unterrichtet wird, findet man immer den Aspekt der Akzeptanz. Um zu akzeptieren muss man zuerst zuhören und durch das Zuhören und Akzeptieren wird eine bestimmtes Niveau an Kommunikation erreicht. Richtig?

Hier die Definition von Kommunikation aus dem Oxford Dictionary Online:

"Die Vermittlung oder der Austausch von Information durch Sprechen, Schreiben oder der Verwendung eines anderen Mediums."

Folgen wir dieser Definition, sollten wir Experten der Kommunikation sein. Wir sollten Experten im Zuhören, Anbieten und Beobachten sein. Aber das sind wir nicht. Oft ist Impro nur die Illusion von Kommunikation. Viele Impro-Spieler*innen sind Illusionisten*innen der Kommunikation geworden. Sie schauen nur so aus, als würden sie zuhören. Es hört sich an, als würden sie zustimmen, sie tun es aber nicht. Sie suchen nur den Moment, an dem sie aufleuchten, Erfolg erreichen oder einen Lacher bekommen können. Sie benutzen dein Angebot nur für ihren eigenen Vorteil.

Kommunikation ist geben und nehmen. Diese Illusionisten*innen der Kommunikation sind Experten*innen im Nehmen. Schau sie genau an. Ihr Geben ist schwach und verborgen in ihren eigenen Bedürfnissen. Sie sind aber schlau und können diesen Mangel an Großzügigkeit in großer Energie, Schlauheit und Charme verstecken. Sie vermeiden auch Szenen mit echten Emotionen und wahrer Verbindung zwischen den Figuren.

Dieses Tun der Impro-Spieler*innen beruht auf einem Versagen der Lehrer*innen. Sie sind Überlebende. Schon in den ersten Impro-Klassen lernten sie durch die Illusionstechniken zu überleben und wurden vielleicht dafür sogar belohnt. Sie haben niemals die Fähigkeit entwickelt, seine/ihre Mitspieler*innen wirklich zu schätzen.

Wenn man mit solchen Impro-Spielern*innen arbeitet, ist das sehr enttäuschend. Es ist wie ein Date mit jemanden, der charmant und energetisch wirkt, aber dahinter eigentlich nur von sich selbst eingenommen ist. Jede Frage die er/sie stellt ist nur dafür da, um über sich selbst zu reden. Ganz gleich, wie sehr man sich von ihm/ihr angezogen fühlt, man weiß, der Sex mit ihm/ihr wird langweilig und vorhersehbar sein und nur einen befriedigen. Man wird mit einem unangenehmen Gefühl gehen und man wird ein paar Tage brauchen, um zu verstehen, wieso.

Illusionisten*innen der Kommunikation sind eine größerer Spaß für das Publikum, als für die Mitspieler*innen, die mit ihnen arbeiten müssen.

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Translation by Martin Bödicker, with permission and thanks.

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