Rückmeldung nach dem Auftritt

Für mich sind Rückmeldungen ein wichtiger Teil eines Auftritts und sie haben den größten Wert für mein Wachstum und meine Entwicklung als Impro-Spieler*innen.

Rückmeldungen sind einer der vier Punkte meines Lernkompasses:

- Arbeit / das Spiel in der Klasse

- Auftritt / Erforschung und Erfahrung

- Rückmeldung / Feedback

- Evaluation / Selbstreflektion

Ich weiß, viele Gruppen haben schreckliche Erfahrungen mit Rückmeldungen gemacht. Ich habe Horrorgeschichten über aggressive Anschreiwettkämpfe gehört.

So sollte es nicht sein. Deshalb hier einige Gedanken und Hinweise, die dir hoffentlich helfen, Rückmeldungen und Feedback zu bekommen und zu geben.

Als erstes muss klar sein:

- Rückmeldungen sind persönliche Meinungen.

- Eine Meinung enthält Information.

- Information ist nicht negativ oder positiv.

Es gibt viel Diskussion über negative vs. positive Rückmeldung. Ich denke, dass ist irreführend. So benutzen z.B. manche Gruppen den Sandwich-Ansatz: Kompliment, Kritik, Kompliment. Oder in meinen Worten: Bestätigung. Information. Bestätigung. 

Man macht es so, um den anderen nicht vor den Kopf zu stoßen oder ihn zu kränken. Es ist natürlich sehr bewundernswert, aufeinander zu achten, aber wir sollten keine Angst haben, unterschiedliche Meinungen zu besitzen. Solange wir einander mit Respekt begegnen, ist Debattieren und Diskutieren etwas Gutes. Selbst wenn man mit der Rückmeldung nicht übereinstimmt, kann man sich fragen: Warum? Es gibt immer etwas zu lernen.

Ich denke, Rückmeldungen sind nicht negativ oder positiv.

Ich glaube, Rückmeldungen sind Information vs. Bestätigung.

Zum Beispiel, jemand gibt die Rückmeldung: "Die Spielzeugbox-Szene hat nicht funktioniert."

Das ist weder negativ noch positiv. Es ist einfach eine Meinung. Unsere emotionale Reaktion auf die Rückmeldung macht sie negativ oder positiv. Suchst du durch Rückmeldung Bestätigung oder Lob, dann wird jede Rückmeldung, die dir nicht passt, negativ sein und deinem Ego nicht schmeicheln. Betrachtest du aber Rückmeldung als Information, wird sie dies einfach sein und du kannst neugierig werden, mehr zu lernen.

Ein erfahrener Rückmelder kann auch Einsichten eröffnen, wie man die Szene verbessern kann.

Zum Beispiel: "Die Spielzeugbox-Szene hat nicht funktioniert. Die Szene startete mit dem Versprechen der magischen Welt in einer Spielzeugbox, wurde aber nur eine Szene über zwei Kinder, die sich streiten. Lass uns an die Plattform denken und das Versprechen erfüllen."

Das ist alles Meinung. Es ist alles Information. Man kann ihr zustimmen oder sie ablehnen. Beides ist möglich, aber höre zu.

Geht es dem Rückmelder aber nur um sich selbst und um seinen Status, dann bist du in Schwierigkeiten. Wir haben uns vom Geben von Information entfernt und nun geht es darum, Bestätigung zu erhalten.

Zum Beispiel: "Die Spielzeugbox-Szene war wirklich übel. Hätte ich sie gespielt, wäre ich gleich in der Spielzeugbox gewesen."

Diese Form von Rückmeldung ist nicht nützlich. Sie ist voll von Wertung, Eigenlob und es wird keine Information angeboten, mit der der Empfänger etwas anfangen kann.

Diese Form von Rückmeldung erzeugt schnell eine negative Atmosphäre. Man fühlt sich angegriffen, weil man sich nicht  einbezogen oder respektiert fühlt. Man hört sich Rückmeldungen an, um sich zu verbessern, nicht um das Ego eines anderen zu schmeicheln.

Der schlechteste Rückmelder ist der, der angreift und die anderen anschreit und glaubt, dies würde die anderen inspirieren, die Arbeit ernster zu nehmen. Das funktioniert nicht. Ich habe Gruppen gesehen, wo dies passiert ist und die Spieler schüchtern, ängstlich und gehorsam wurden. Man verliert ihre Stimme, ihre Verspieltheit und ihr Vertrauen.

Zum Beispiel: "Was zum Teufel ging in der Spielzeugbox-Szene vor sich? Denkst du, das war eine gute Impro-Szene? Sie war es nicht. Es war Blödsinn. Wann wirst du endlich lernen, eine gute Szene zu spielen?"

Noch einmal, das ist keine Information. Es ist nur eine emotionale Äußerung. Das Ziel dieser Rückmeldung ist Kontrolle. Das einzige, was ein Spieler daraus lernt, ist, dem Leiter zu gefallen und sich anzupassen. Was für eine schreckliches Denkmuster, in das der Spieler gebracht wird.

Hier ein paar Tipps zum Nehmen und Geben von Rückmeldungen:

- Rückmeldungen sind persönliche Meinungen.

- Eine Meinung liefert Information.

- Information ist nicht negativ oder positiv.

- Spieler müssen einander vertrauen und Interesse an der Verbesserung ihrer Arbeit haben.

- Der Rückmelder bietet seine Meinung an, um die Aufführung, sowie die Fertigkeiten der Mitspieler zu verbessern.

- Du musst die Rückmeldung als eine persönliche Meinung verstehen. Sie ist nicht richtig, falsch oder ein Gesetz. Es ist eine Meinung.

- Höre der Rückmeldung zu und nimm an, was nützlich ist.

- Bekommst du eine Rückmeldung mehrmals, achte auf sie, selbst wenn du ihr nicht zustimmst.

- Versuche Rückmeldungen auf Techniken, Fertigkeiten und Publikumsreaktionen zu konzentrieren.

- Versuche Lösungen, Einsichten und Optionen mit der Rückmeldung zu verbinden.

- Während einer Rückmeldung hören alle Spieler zu. Es gibt keine Diskussion, Rechtfertigung oder Erklärung warum. Nimm die Rückmeldung einfach an.

- Möchtest du Verdeutlichung oder mehr Information über eine Rückmeldung, erbitte sie vom Rückmelder nachdem die Rückmeldungen gegeben wurden.

- Ein jeder wird mit Respekt behandelt.

- Richte ein Zeitlimit für Rückmeldungen ein.

- Danke dem Rückmelder. Es ist kein einfacher Job.

Ich gebe zu, als ich neu beim Impro war, belasteten mich Rückmeldungen oft etwas. Jetzt habe ich aber verstanden, es war nicht die Rückmeldung, es war mein Wunsch nach Bestätigung. Ich weiß heute, dass sich meine Fähigkeiten als Impro-Spieler, Lehrer und Leiter durch Rückmeldungen verbessert haben.

Es gibt Impro-Spieler*innen, die keine Rückmeldung direkt nach dem Auftritt wollen. Sie wollen das Hochgefühl nach einem Auftritt nicht verlieren. Rückmeldungen ziehen sie nach unten und sie wollen sich weiterhin gut fühlen. 

 Natürlich, man kann sein Ego füttern, oder aber 15-30 Minuten investieren, um zu lernen und sich zu verbessern. Es ist deine Wahl.

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Translation by Martin Bödicker, with permission and thanks.

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